Freitag, 1. März 2013

"rgtn" postet ... zu:
 
BCA III 1.-9.

Ich bin völlig gefangen von den im Text aufwartenden Hundertschaften von Buddhas und Heilsbringern - ich gebe es zu, ich kann mich nicht wirklich davon lösen. Der Text verfehlt seine Wirkung nicht und trotzdem rieche ich förmlich das Gift des falschen Trostes. Lieber gleich auf dem Boden der Tatsachen beginnen: "Kein Spiegel, kein Staub, nichts, das geputzt werden könnte". Alle Systematiken und auch das wenige, das ich kenne von Buddha aus dem Palikanon ... alles scheint mehr oder weniger direkt auf eine radikale Ausdünnung hinaus zu laufen. Nur liefern die urbuddhistischen Texte erst gar nicht diese Art von Symbolen.
(?)

Wenn unter "Buddha" und "Buddhismus" das verstanden wird, das in letzter Konsequenz die eigene Beseitigung fordert, spricht nichts gegen den Buddhismus als Religion. Wenn Religion bedeutet, dass ich mich nur so lange binde, bis ich der Bindung nicht mehr bedarf, ist nichts gegen Religion einzuwenden. Dieses Kriterium erfüllt der Buddhismus. Es besteht also keine Notwendigkeit den Buddhismus, nur weil er auch als Religion bezeichnet werden kann, zu verurteilen. Woran aber gearbeitet werden muss, ist die Abgrenzung gegenüber den anderen Religionen. Der Buddhismus müsste klare Abwehrmechanismen gegen Vereinnamung entwickeln. Eine Religion, welche immanent die Forderung enthalten kann, das Bild ihres Gründers als Haufen Hanf oder Scheisse zu sehn, ist inkompatibel zu theistischen Religionen, es sei denn, man dürfte unter Umständen sagen: "Scheiss auf Jesus, wenn Du wirklich verstanden hast, was er sagt." - Dem ist natürlich nicht so. Daraus allein kann völlig genügend die Rechtfertigung einer klaren Grenze gezogen werden.

______________________


Ein kleiner Scherz am Rande,
weil die Vorstellung einer Welt ohne Buddhas
dann doch etwas verstörendes hat:

http://www.berliner-ensemble.de/geschichte

 
Heiner Müller, HAMLETMASCHINE, 1 Familienalbum
[...]
Man sollte die Weiber zunähn, eine Welt ohne Mütter. Wir könnten einander in Ruhe abschlachten, und mit einiger Zuversicht, wenn uns das Leben zu lang wird oder der Hals zu eng für unsere Schreie.
[...]

Man sollte alle Buddhas killen, eine Welt ohne Budhhas.
Wir könnten einander (uns selbst) in Ruhe abschlachten,
und mit einiger Zuversicht,
wenn uns das Leben zu lang wird
oder der Hals zu eng für unsere Schreie.

Der letzte Ausweg fällt - Erlösung naht


Montag, 25. Februar 2013

BCA III 10.-21.

[Opferung des Ich 10—21] - [sacrifice of the Ego]

10. Mein Leben in meinen Wiedergeburten, meine Güter, mein auf allen drei Pfaden erworbenes Verdienst gebe ich ohne Rücksicht auf mich selbst hin, um das Heil jeglicher Kreatur zu verwirklichen.

10. For the sake of accomplishing the welfare of all sentient beings, I freely give up my body, enjoyments, and all my virtues of the three times.


11. Nirwana ist: alles aufgeben. Und meine Seele wünscht das Nirwana. Wenn ich alles aufgeben muss, ist es besser, alles den Geschöpfen zu geben.

11. Surrendering everything is Nirvana, and my mind seeks Nirvana. If I must surrender everything, it is better that I give it to sentient beings.


12. Ich überlasse mein Ich der Willkür aller Lebenden: Sie können mich immer schlagen oder beschimpfen und mich mit Staub bedecken.

12. For the sake of all beings I have made this body pleasure less. Let them continually beat it, revile it, and cover it with filth.


13. Sie mögen mit meinem Leibe spielen, mich zum Gegenstande des Spottes und Hohnes machen. Ich habe ihnen meinen Leib preisgegeben; was soll mir die Sorge darum?

13. Let them play with my body. Let them laugh at it and ridicule it. What does it matter to me? I have given my body to them.


14. Mögen sie mich all das tun lassen, was ihnen Vergnügen bereiten kann; doch möge aus ihren Beziehungen zu mir für niemand jemals irgendwelcher Nachteil entstehen!

14. Let them have me perform deeds that are conductive to their happiness. Whoever resorts to me, may it never be in vain.


15. Bei denen die Gesinnung in Bezug auf mich Zorn oder Unzufriedenheit ist, bei denen möge sie stets die Ursache zur Erreichung aller Ziele sein!

15. For those who have resorted to me and have an angry or unkind thought, may even that always become the cause for their accomplishing every goal.


16. Die einen, die mich lästern, die anderen, die mir Übles zufügen, und wieder andere, die mich verhöhnen; möchten sie alle der Erleuchtung teilhaftig werden!

16. May those who falsely accuse me, who harm me, and who ridicule me all partake of awakening!


17. Ich will ein Beschützer sein für diejenigen, welche keinen Beschützer haben; ein Führer für die Reisenden; für diejenigen, welche nach dem anderen Ufer trachten, ein Boot, ein Damm oder eine Brücke;

17. May I be a protector for those who are without protectors, a guide for travelers, and a boat, a bridge, and a ship for those who wish to cross over!


18. eine Lampe für die, welche nach einer Lampe verlangen; ein Bett für die, welche nach einem Bette verlangen; ein Sklave für alle die Menschen, welche nach einem Sklaven verlangen.

18. May I be a lamp for those who seek light, a bed for those who seek rest, and may I be a servant for all beings who desire a servant.


19. Ich will für die Geschöpfe ein magischer Stein, ein Wunderkrug, eine Zauberwissenschaft, ein Heilkraut, ein Wunderbaum, eine Wunschkuh sein.

19. To all sentient beings may I be a wishfulfilling gem, a vase of good fortune, an efficacious mantra, a great medication, a wishfulfilling tree, and a wish-granting cow.


20. Ebenso wie die Elemente Erde [sowie Wasser, Feuer und Wind] für die unzähligen Geschöpfe, die die Unermesslichkeit der Welt bewohnen, in mancherlei Weise dienstbar sind,

20. Just as earth and other elements are useful in various ways to innumerable sentient beings dwelling throughout infinite space,


21. ebenso kann ich auf mancherlei Weise zum Leben alles dessen, was in der Unermesslichkeit der Welt ist, beitragen, solange noch nicht alle erlöst sind.

21. So may I be in various ways a source of life for the sentient beings present throughout space until they are liberated.

Sonntag, 24. Februar 2013

BCA III 1.-9.

Erfassen des Erleuchtungsgedankens
Adopting the Spirit of Awakening

[Inhalt: Freude am Guten 1—3, Bitte an die Buddhas, die Lehre zu predigen und ihren Eingang ins Nirwana zu verschieben 4—5; Verwendung des Verdienstes zum Besten der Geschöpfe 6—9]
[Contents: the joy of the good 1-3, asking the Buddha to preach the doctrine and postpone their entrance into nirvana 4-5; use of merit for the good of creatures 6-9]

1. Ich gefalle mir mit Freuden in den guten Handlungen aller Wesen, durch die sie Erholung vom Leiden schlimmer Bestimmungen finden. Könnten doch diese Unglücklichen glücklich sein!

1. I happily rejoice in the virtue of all sentient beings, which relieves the suffering of the miserable states of existence. May those who suffer dwell in happiness!


2. Ich finde Gefallen an der Erlösung der Geschöpfe vom Leiden des Samsâra, und ich finde Gefallen an der Eigenschaft eines Bodhisattva und eines Buddha, die den ewigen Beschützern* der Welt zukommt.
* tâyin: wörtlich „Beschützer“; einer, der den Weg zeigt, den er selbst gefunden hat, oder einer, der bis zum Ende des Samsâra verbleibt, ohne ins Nirwana einzugehen.

2. I rejoice in sentient beings’ liberation from the suffering of the cycle of existence, and I rejoice in the Protectors’* Bodhisattva Hood and Buddhahood.
* tayin: literally "protector", one who shows the way, he has found himself, or one that remains until the end of Samsâra, without entering into Nirvana.


3. Ich finde Gefallen an den großen Beachtern der Lehre, den Ozeanen, aus denen der Gedanke entsteht, die allen Geschöpfen das Glück zuführen, den Schatzkammern des Heiles für alle Geschöpfe.

3. I rejoice in the teachers’ oceanic expressions of the spirit of awakening, which delight and benefit all sentient beings.


4. Mit gefalteten Händen bitte ich die vollendeten Buddhas in allen Regionen: Sie möchten die Lampe der Lehre anzünden für die, welche aus Verblendung [sonst] in den Abgrund des Unglücks stürzen.

4. With the folded hands I beseech the Fully Awakened Ones in all directions that they may kindle the light of Dharma for those who fall into suffering owing to confusion.


5. Mit gefalteten Händen bitte ich die Sieger [über das Leid], die zu erlöschen wünschen: Sie möchten endlose Jahrtausende verweilen, aus Besorgnis, diese Welt könnte finster bleiben.

5. With folded hands I supplicate the Jinas who wish to leave for Nirvana that they may stay for countless eons, and that this world may not remain in darkness.


6. Wenn ich so durch Vollbringung alles dessen Verdienst erlangt habe, wünsche ich dadurch der Linderer jeden Schmerzes aller Kreaturen zu werden.

6. May the virtue that I have acquired by doing all this relieve every suffering of sentient beings!


7. Ich bin die Arznei der Kranken; ich möchte ihr Arzt und auch ihr Diener sein, bis die Krankheit nicht wiederkommt.

7. May I be the medicine and the physician for the sick. May I be their nurse until their illness never recurs!


8. Durch Regengüsse von Speise und Trank möchte ich die Qual des Hungers und Durstes löschen; während der Hungersnot am Ende der Welt möchte ich Trank und Speise sein.

8. With showers of food and drink may I overcome the afflictions of hunger and thirst! May I become food and drink during times of famine.


9. Ich möchte für die Armen unter den Geschöpfen ein unerschöpflicher Schatz sein; ich möchte ihnen aufwarten in den mannigfachen Formen von Unterstützungen.

9. May I be an inexhaustible treasury for the destitute! With various forms of assistance may I remain in their presence.

Samstag, 23. Februar 2013

"rgtn" postet ... zu:
 
BCA II 48.-65.

... so hoffnungsvoll hatte ich begonnen ... vieles schon zertrümmert in den letzten wochen ...
S H A N T I D E V A S B O D H I C A R Y A V A T A R A

66. [...] Es ist nichts Schönes, o Ihr Herren, ich will es nicht wieder tun. [...] 

... es kotzt mich an, ich komme nicht weg über den letzten Abschnitt des zweiten Kapitels.
Bin ich zu stolz, zu blöd, zu verkommen, um "Zuflucht zu nehmen".?
Gehört es zum Spiel "humble" zu sein?, gehört die Selbstgeisselung, der Abscheu vor dem Selbst dazu?, ja muss die Abscheu vielleicht noch wachsen, um so tief zu sinken, dass nichts mehr bleibt als um Zuflucht förmlich zu betteln? - Aus tiefstem Grunde schrei ich zu Dir ... aus tiefstem grunde schrei ich zu dir ... und: all die anderen Selbste - geht es vielleicht allen ähnlich und sie unterscheiden sich nur darin, wie kunstvoll sie ihre Masken zu tragen zu wissen? - zeig mir den einen, der sich selbst versteht! - Lange kannst du suchen! - Gibs auf, gibs auf - wie Kafka sagt:

Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, dass es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich musste mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: ‚Von mir willst du den Weg erfahren?‘ ‚Ja‘, sagte ich, ‚da ich ihn selbst nicht finden kann‘. ‚Gibs auf, gibs auf‘, sagte er und wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen.

... gibs auf - es gibt keinen, der's dir macht ...

und trotzdem: die Zuflucht nehmen oder gerade deswegen ? - alleiN - ES STEHT EIN SOLDAT
AM WOLGASTRAND - - -   und  -  er  -  fühlt  -  wie's  -  im  -  Herzen  -  frißt  -  und  -  nagt
Fritz Wunderlich: "Allein, wieder allein" Der Zarewitsch by Franz Lehár SWR RadioOrch.Kaiserslautern E.Smola, conductor

Allein! wieder allein!
Einsam wie immer.
Vorüber rauscht die Jugendzeit
In langer, banger Einsamkeit.
Mein Herz ist schwer und trüb mein Sinn,
Ich sitz' im gold'nen Käfig drin.
Es steht ein Soldat am Wolgastrand,
Hält Wache für sein Vaterland.
In dunkler Nacht allein und fern,
Es leuchtet ihm kein Mond, kein Stern.
Regungslos die Steppe schweigt,
Eine Träne ihm ins Auge steigt:
Und er fühlt, wie's im Herzen frißt und nagt,
Wenn ein Mensch verlassen ist, und er klagt,
Und er fragt:
Hast du dort oben vergessen auf mich?
Es sehnt doch mein Herz auch nach Liebe sich.
Du hast im Himmel viel Engel bei dir!
Schick doch einen davon auch zu mir.

62. Ich werde diese Welt der Lebenden, die Verwandten und Freunde verlassen und allein
– ich weiß nicht, wohin – gehen. Was nutzen mir alle die Lieben und Unlieben?
dazu fällt mir nur das Rhinoceros Sutta ein:
One whose mind is enmeshed in sympathy
for friends & companions, neglects the true goal.
Seeing this danger in intimacy,
wander alone like a rhinoceros.

-
Dessen Geist in der Sympathie verstrickt ist
für Freunde & Gefährten,  
der vernachlässigt das wahre Ziel.
Nimm dich in acht vor Vertrautheit -
wandre allein wie ein Nashorn.

58. An [allen] anderen Abgründen stehe ich mit äußerster Vorsicht; wie viel mehr an dem Abgrunde, der Tausende von Meilen misst  [...] 
57. für diese Krankheiten gibt es einen allwissenden, im Beheben aller Leiden
geschickten Arzt, und dieses Arztes
Wort übertrete ich! Schande über mich
außerordentlich Betörten!

TOT TOT TOT
TOD TUT NOT
Tod tut not, auch notwendig und wendet die Not ...
oh Tod, wo ist dein Stachel ... für den, der gut vorbereitet ist ...
... ohnehin ein überzeugter Solist seit einigen Jahren ... kann ich mir den Tod im Beisein von Gefährten gar nicht mehr vorstellen. - Einmal noch tief durchatmen und beim Einatmen wissen, dass das Ausatmen das letzte Loslassen ist ... 
und doch - bei allem - diese   L e b e n s n o t   wohin soll ich mich wenden ... ist "das stabile Gottheitenyoga" überhaupt ein möglicher Ausweg? Das Lächeln des Buddha, das Lächeln des Buddha, das Lächeln des Buddha - eingestiegen in das Schriftstudium, dabei Meditations- und Alltagspraxis nicht vernachlässigt ... geduldig nähen (Bhante Sujiva) ... den flatterhaften Faden des Lebens in den Filz 

I S T   N I C H T   D O C H   A L L E S   E I N E   F A R C E   ?
    

Samstag, 2. Februar 2013

BCA II 48.-65.

48. Heute noch will ich meine Zuflucht nehmen zu den großmächtigen Beschützern der Welt, zu den Siegern [über das Leid], die darauf aus sind, die Menschen zu behüten, und alle Furcht beheben.

47. Right now I go for refuge to the Protectors of the world whose power is great, to the Jinas, who strive to protect the world and who eliminate every fear.


49. Zu der Lehre, die sie aufgestellt haben und die die Gefahren des Samsâra behebt, nehme ich meine Zuflucht mit ganzem Herzen, ebenso bei der Schar der Bodhisattvas.

48. Likewise, I earnestly go for refuge to the Dharma that is mastered by them and that annihilates the fear of the cycle of existence, and to the assembly of Bodhisattvas as well.


50. Von Furcht bewegt, weihe ich mich Samantabhadra; ich weihe mich auch aus eigenem Antrieb Manjughosha.

49. Trembling with fear, I offer myself to Samantabhadra, and of my own will I offer myself to Manjughosa.


51. Avalokita, den Beschützer, das leibhaftige Erbarmen, rufe ich an mit Schreien der Beklemmung, voll Schrecken. Möge er mich Sünder beschützen!

50. Terrified, I utter a mournful cry to the Protector, Avalokita, whose conduct overflows with compassion, that he may protect me, a sinner.


52. Den edlen Âkâshagarbha und Kshitigarbha und alle großen Mitfühlenden rufe ich schutzsuchend aus vollem Herzen an.

51. Seeking protection, I earnestly invoke noble Akasagarbha, Ksitigarbha, and all the compassionate ones.


53. Ich verneige mich vor Vajrin, bei dessen bloßem Anblick die bösen Boten Yamas entsetzt nach allen vier Himmelsrichtungen fliehen.

52. I bow to Vajri, upon the sight of whom, the Messengers of Death and other malevolent beings flee in terror to the four directions.


54. Ich habe gegen Euer Wort gefehlt; jetzt, da ich die Gefahr sehe, nehme ich voll Furcht meine Zuflucht zu Euch: Vernichtet schnell die Gefahr!

53. After neglecting your council, in terror I go to you for refuge now as I face this fear. Swiftly remove my fear!  


55. Selbst wenn man eine leichte Krankheit fürchtet, mag man das Wort des Arztes nicht übertreten; wie viel weniger, wenn man von den vierhundertundvier Krankheiten angegriffen wird.

54. Even one frightened by a fleeting illness would not disregard the physicians advice; how much more so one afflicted by the four hundred and four diseases,


56. Für die Krankheiten, durch welche – und wäre es eine einzige – alle Bewohner von Jambudvîpa * hinweggerafft werden, und gegen die sich in allen Himmelsgegenden kein Heilmittel findet, * Name für Indien.

55. Of which just one can annihilate all people living Jambudvipa *, and for which a medicine is not found in any region.                     * i.e. India

57. für diese Krankheiten gibt es einen allwissenden, im Beheben aller Leiden geschickten Arzt, und dieses Arztes Wort übertrete ich! Pfui über mich außerordentlich Betörten!

56. If I disregard the council of the Omniscient Physician who removes every pain, shame on me, extremely deluded one that I am!


58. An [allen] anderen Abgründen stehe ich mit äußerster Vorsicht; wie viel mehr an dem Abgrunde, der Tausende von Meilen misst und lange Zeit [zum Durchschreiten] erfordert.

57. If I stand very attentive, even on a smaller cliff, how much more so on an enduring chasm of a thousand leagues?


59. Heute wird der Tod nicht gleich kommen; trotzdem darf ich nicht ruhig dasitzen. Es wird zweifellos die Stunde kommen, da ich nicht mehr sein werde.

58. It is inappropriate for me to be as ease, thinking, "Just today death will not arrive." The time when I will not exist in inevitable.
 

60. Wer hat mir gestattet, unverzagt zu sein, oder wie werde ich entschlüpfen? Unfehlbar werde ich [dereinst] nicht mehr sein: Warum bleibt meine Seele ruhig?

59. Who can give me fearlessness? How can I escape? I shall certainly not exist. Why is my mind at ease?


61. Welcher Wert ist mir verblieben von dem, was – kaum genossen – entschwand? Worein ich so verstrickt war, dass ich das Wort meiner Meister übertreten habe?

60. What of value has remained with me from earlier experiences, which have disappeared, and engrossed in which, I have neglected the council of spiritual mentors?


62. Ich werde diese Welt der Lebenden, die Verwandten und Freunde verlassen und allein – ich weiß nicht, wohin – gehen. Was nutzen mir alle die Lieben und Unlieben?

61. Upon forsaking my relatives and friends, and this world of the living, alone I shall go elsewhere. What is the use of all my friends and enemies?


63. Es ziemt sich aber, dass ich Tag und Nacht stets den einen Gedanken hege: „Aus der Sünde folgt notwendig das Leiden; wie kann ich daraus entrinnen?“

62. In that case, only this concern is appropriate for me day and night: how shall I surely escape suffering on account of that nonvirtue?
  

64. Alle Sünde, die ich in meiner Unerfahrenheit und Verblendung aufgehäuft habe, die Sünde gegen das Naturgesetz, die Sünde gegen die Satzungen der Ordensbruderschaft:

63. Whatever vice, whatever natural misdeed, and whatever misdeed by prohibition I, an ignorant fool, have accumulated,


65. Ich bekenne sie vor den Beschützern, indem ich immer wieder, voller Angst vor dem Unheil, die Hände gefaltet, vor ihnen niederfalle.

64. Terrified of suffering, all this I confess, standing with folded hands in the presence of the Protectors and bowing repeatedly.
  

66. Die Führer mögen meine Verfehlung als Verfehlung hinnehmen: Es ist nichts Schönes, o Ihr Herren, ich will es nicht wieder tun.

65. May the guides be aware of my transgressions, together with my inequity. O Protectors, may I not commit this evil again!

Sonntag, 27. Januar 2013

"rgtn" postet ... zu:
 
BCA II 33.-47. (1.)

Der arme Sünder in der Zwickmühle, im Schwitzkasten des Todes! - In der englischen Übersetzung zu (34) erscheint der Tod gar als Verräter: "This traitor is not to be trusted ...", im Deutschen heisst es: "Er vernichtet uns mit Zuversicht". (1.)

Auffällig ist die Personalisierung: der Tod als Yamas tritt auf. Man müsste über den genauen monastischen Kontext Shantidevas Bescheid wissen, was ich mir erspare zu recherchieren. Dem Sinn der Übersetzung nach wird aber ausdrücklich Yama aufgeführt als nicht durch den Eingriff Manjushris transformierter Todesgott(?). Yamantaka zu zitieren würde wenig Sinn machen, da Shantideva dann über die heilbringenden Eigenschaften des (transformierten) Todesgottes sinnieren würde.

Ausführlich wird die Todesangst geschildert vor dem Hintergrund der Sünde. Eindrücklich die "Stätte der grossen Furcht" beschrieben, wenn der Sterbende, hilflos dem Tod ausgeliefert, vergeblich nach Hilfe Ausschau hält. - 

Die letztendliche Frage ist (in einer einfacheren Übersetzung aus "Kenpo Kunpals commentary"):

   (46)
   Seeing no refuge in the four quarters
   I will become completely depressed.
   If there is no refuge on that occasion,
   Then what should I do at that time?

Therefore, seeing no one who can grant refuge, not finding any refuge, I will become completely depressed.

Es geht also darum, die Unausweichlichkeit des Todes ins Leben "einzubauen", damit es einem nicht geht wie den Verurteilten, die - von Todesangst geschüttelt - "nicht mehr sie selbst sind". Es geht nicht um den Tod, es geht doch vielmehr um das Sterben.
(44/45) Das Sterben, die Zeit unmittelbar vor dem Tod, ist der Punkt! - "Von gewaltigem Entsetzen und Fieber verschlungen, besudelt mit meinem eigenen Unrat werde ich sein;" - wenn ich mich nicht vorher "rein" gemacht habe ... oder wie? - Lohnt das überhaupt wegen dem bisschen Sterben der ganze gläubige Aufwand? - Das Leben radikal vom Tod (und Sterben) her denken ... ? ... soll das der Kern sein, der Schutz, die eine, einzige Flucht, die Zuflucht ... zu Buddha, Sangha usw ... ? - Geht es um eine Art Sicherheitsbedürfnis? - Mir fällt gerade eine Szene aus dem Film "Kumaré" ein: Ein abgerissener Baba gibt zum Besten: " ... very difficult to have a spiritual life ... " ... und die Kämpfe eines Hakuin beispielsweise.
Ist es nicht besser sorgfältig zu schaun, wo etwas Kleines sich verändern ließe, z.B. nur 2 mal am Tag zu essen. - Ich stelle fest, dass ich insgesamt ruhiger geworden bin, besser unterscheiden kann ob ich jetzt essen möchte, weil ich Nahrung brauche oder weil mir sonst was fehlt. Der Geist bleibt wacher, wenn der Magen ruhig bleibt, der bleibt aber nur ruhig, wenn der Geist aufpasst, dass der Magen nicht herangezogen wird für Dinge, die gar nichts mit ihm zu tun haben. Da macht es auch Sinn, sich dran zu gewöhnen, Speisereste gleich nach Beendigung der Mahlzeit mit Wasser aufzuweichen und das dann zu trinken obwohl es sich da meistens um eine beklagenswerte Plörre handelt. Warum macht das Sinn? Nicht nur, weil das leidige Problem mit dem Abspülen dann gelöst ist, sondern weil es die einfachste L ö s u n g ist. Warum gibt es das Problem mit dem Abspülen überhaupt? - Warum drückt man sich davor? - Weil man nicht wirklich bei der Sache ist, würde ich sagen. - Nahrungsaufnahme und die Folge daraus (sauberes Geschirr für den nächsten Gebrauch) sollte nicht der Befriedigung anderer Bedürfnisse dienen, sonst kommt man durcheinander. Da gibt es also einen Klärungsaspekt in einem ganz simplen Sinn. Die Unlust zum Abspülen spiegelt nur wieder, dass die Nahrungsaufnahme gleichsam pervertiert wurde. Wenn ich die Nahrungsaufnahme "durchdrungen" habe und mich dem gemäß verhalte, dann gehört die "Durchdringung" des Sauberhaltens des Geschirrs als F o l g e dazu.
Je weiter die Nahrungsaufnahme von einem einfachen "den Körper am Laufen halten" entfernt ist, desto lästiger wird wohl auch das Abspülen. Es geht darum eine möglichst einfache und natürliche Verhaltensweise zu finden. Es ist klar, dass man sich Probleme generiert - gesundheitliche, mentale - wenn man so etwas einfaches wie die Nahrungsaufnahme  v e r f r e m d e t.
Aber: gibt es ein "natürliches", "einfaches" Verhalten gegenüber dem Sterben und dem Tod? ...
ausser: einfach kommen lassen? - "Einfach kommen lassen" als Konzept, als Zustand?  - Ist diese Einstellung als gelassener Blick ... nicht ziehmlich hart zu erkämpfen? - M u s s  man sich die Gelassenheit gegenüber dem Tod "erkaufen" durch  D i s z i p l i n ? - Geht's auch anders? - Macht es anders Sinn?

-------- für heute genug ! ----- Im Folgenden noch Hintergrundstories zu Yama -------

The story -- in short form -- goes that a Bodhisattva, [...] Manjusri, saw Tibet's human populace being cut down by sacrifices, and looked to the very cause of the problem -- Death himself.  So, he sought out Yama, to confront him head-on, and when he faced his adversary, he mirrored and reduplicated Yama's own appearance, multiplying arms, legs, heads, generating a figure far more fearsome than Death's own -- and threatening Death himself with destruction.  As the story goes on, Yama found himself shaken with fear, unable to stand against an intensification of what was actually his own self.  Yamantaka is thus the ender-of-death [... ] [ quoted from:  >>>  translated by me ]

Die Geschichte - in Kurzform - geht, dass ein Bodhisattva, [...] Manjusri, Tibets Bevölkerung durch Opferungen reduzuiert sah, und seinen Blick auf die eigentliche Ursache des Problems lenkte : den Tod selbst. So suchte er Yama, um ihn von Angesicht zu Angesicht zu konfrontieren, und als er seinem Gegner gegenüber stand, spiegelte und multiplizierte er Yamas eigenes Aussehen, indem er Arme, Beine, Köpfe vervielfachte in einer Anzahl, die eine Gestalt erschuf, die weit furchterregender als der Tod selbst war - und drohte so dem Tod selbst mit Zerstörung. Im Verlauf der Geschichte fand Yama sich selbst von Angst geschüttelt und fand sich unfähig gegen eine Intensivierung dessen, was eigentlich sein eigenes Selbst war, anzukommen. Yamantaka ist somit der Beender des Todes [...]




The terrible face of Yama, who represents death, peers over the top of the Wheel. In spite of his appearance, Yama is not evil. He is a wrathful dharmapala, a creature devoted to protecting Buddhism and Buddhists. Although we may be frightened of death, it is not evil; just inevitable.
In legend, Yama was a holy man who believed he would realize enlightenment if he meditated in a cave for 50 years. In the 11th month of the 49th year, robbers entered the cave with a stolen bull and cut off the bull's head. When they realized the holy man had seen them, the robbers cut off his head also. But the holy man put on the bull's head and assumed the terrible form of Yama. He killed the robbers, drank their blood, and threatened all of Tibet. He could not be stopped until Manjushri, Bodhisattva of Wisdom, manifested as the even more terrible dharmapala Yamantaka and defeated Yama. Yama then became a protector of Buddhism.   [ quoted from:  >>>  translated by me ]
Das schreckliche Gesicht des Yama, der den Tod repräsentiert, lugt über die Oberseite des Rades. Trotz seines Aussehens ist Yama nicht böse. Er ist ein zorniger dharmapala, ein Wesen, das dem Schutz des Buddhismus und der Buddhisten gewidmet ist. Obwohl wir Angst vor dem Tod haben können, ist er nicht böse, nur unvermeidlich. In der Legende war Yama ein heiliger Mann, der glaubte, er würde die Erleuchtung erreichen, wenn er in einer Höhle 50 Jahre meditiert. Im 11. Monat des 49. Jahres kamen Räuber mit einem gestohlenen Stier in die Höhle  und schnitten dem Stier den Kopf ab. Als sie merkten, dass der heilige Mann sie gesehen hatte, köpften die Räuber ihn auch. Aber der heilige Mann setzte sich den Stierkopf und nahm die schreckliche Form von Yama an. Er tötete die Räuber, trank ihr Blut und bedrohte ganz Tibet. Er konnte erst von Manjushri, dem Bodhisattva der Weisheit gestoppt werden, als dieser als noch schrecklicher dharmapala Yamantaka in Erscheinung trat und Yama besiegte. Daraufhin wurde Yama ein Beschützer des Buddhismus.


 

BCA II 33.-47.

-   die Nummerierungen der beiden Ausgaben differieren!  /  the numbering of the two editions differ!   -

33. Wie soll ich ihr entgehen? In aller Eile beschützt mich! Dass an mich nur nicht schnell der Tod herantritt, ehe meine Sünde getilgt ist!

32. How shall I escape it? Rescue me quickly! May death not soon creep up on me before my vices have vanished!


34. Der Tod prüft nicht, was man getan und was man nicht getan hat; er vernichtet uns mit Zuversicht. Für gesunde und kranke Menschen ist er gleich wenig vertrauenswürdig; er ist ein unvermuteter Blitzstrahl.

33. Death does not differentiate between tasks done and undone. This traitor is not to be trusted by the healthy or the ill, for it is like an unexpected, great thunderbolt.


35. Um des Lieben und des Bösen willen habe ich vielfach Sünde begangen; ich habe nicht erkannt, dass ich [eines Tages] alles verlassen und davongehen muss.

34. I have committed various vices for the sake of friends and enemies. This I have not recognized: "Leaving everyone behind, I must pass away."


36. Meine Feinde werden nicht mehr sein, mein Freund wird nicht mehr sein, auch ich werde nicht mehr sein; nichts wird mehr sein.

35. My enemies will not remain, nor will my friends remain. I shall not remain. Nothing will remain.


37. Jegliches Ding, was genossen wird, wird nichts weiter als eine Erinnerung sein. Wie im Traume genossen, so wird alles verschwinden und nicht mehr gesehen werden.

36. Whatever is experienced will fade to a memory. Like an experience in a dream, everything that has passed will not be seen again.


38. Zahlreich sind die Freunde und die Feinde, die gegangen sind, während ich hier weilte; einzig steht noch vor mir die schreckliche Sünde, zu der sie die Veranlassung waren.

37. Even in this life, as I have stood by, many friends and enemies have passed away, but terrible sin induced by them remains ahead of me. 


39. Ich habe nicht begriffen, dass ich hienieden ein Durchreisender war; in Verblendung, aus Neigung und aus Hass habe ich vielfach gesündigt.´

38. Thus, I have not considered that I am ephemeral. Due to delusion, attachment, and hatred, I have sinned in many ways.



40. Tag und Nacht, ohne Unterbrechung, wächst die Abnahme der Lebenskraft. Es kommt kein Zuwachs hinzu; werde ich nicht zweifellos sterben?

39. Day and night, a life span unceasingly diminishes, and there is no adding to it. Shall I not die then? 


41. Wenn ich hier auch auf meinem Bette ausgestreckt inmitten meiner Verwandten ruhe, werde ich doch ganz allein die Qual empfindlicher Schmerzen ertragen müssen.

40. Although lying here on a bed, and relying on relatives, I alone have to bear the feeling of being cut off from my vitality.  


42. Wo werde ich, durch Yamas* Boten gepackt, einen Verwandten, einen Freund finden? Das Verdienst allein könnte mich dann retten; aber das habe ich nicht gepflegt.                   * Der Todesgott

41. For a person seized by the messengers of death, what good is a relative, and what good is a friend? At that time merit alone is a protection, and I have not applied myself to it.


43. Dem vergänglichen Leben zugetan, jener Gefahr uneingedenk, habe ich – berauscht [von Jugend, Schönheit, Reichtum und Macht] –, o Ihr Beschützer, viele Sünden aufgehäuft.

42. O Protectors, I, negligent, and unaware of this danger, have acquired many vices out of attachment to this transient life.


44. [Dem Verurteilten,] den man heute hinführt, um ihm ein Glied abzuhacken, trocknet der Leib aus, er leidet Durst, sein Blick ist furchtsam, die Welt sieht er verkehrt.

43. One completely languishes while being led today to have the limbs of ones body amputated. Parched with thirst, and with pitiable eyes, one sees the world differently.


45. Wie wird es sein, wenn die furchtbar gestalteten Boten Yamas die Hand an mich legen? Von gewaltigem Entset-zen und Fieber verschlungen, besudelt mit meinem eige-nen Unrat werde ich sein;

44. How much more is one overpowered by the horrifying appearances of the Messengers of Death as one is consumed by the fevers of terror, and smeared with a mass of excrement?


46. mit erschreckten Augen werde ich in den vier Winkeln des Himmels einen Beschützer suchen; [aber] welcher Gute wird mein Schutz gegen diese schreckliche Gefahr sein?

45. With distressed glances, I seek protection in the four directions. Which good person will be my protection from this great fear? 
 
47. Wenn ich sehe, dass die Himmelsgegenden keine Hilfe senden, verfalle ich wieder in Bewusstlosigkeit. Was werde ich dann an jener Stätte des großen Schreckens tun?

46. Seeing the four directions devoid of protection, I return to confusion. What shall I do in that state of great fear? 

Seeing no refuge in the four quarters
I will become completely depressed.
If there is no refuge on that occasion,
Then what should I do at that time?